Führende und Folgende als zwei Rollen im Paartanz
Mann? Frau? Egal!
Wir unterrichten mit den Begriffen Führende und Folgende. Diese beiden Rollen kommunizieren wir also entsprechend nicht als männlich oder weiblich, sondern als das, was es eben viel besser beschreibt: als folgend und führend. Wir
leben im 21. Jahrhundert und es gibt nicht wenige Menschen, die die
tradionellen Tanzrollen nicht einnehmen, aus was für Gründen auch immer.
Es passt immer, bei gemischt- und bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Es
schließt alle Menschen ein, auch die, die sich nicht einer binären
Geschlechterordnung unterwerfen wollen.
Damit wollen WIR die Rollenverteilung beim Tanzen nicht
festlegen. Jede Person soll sich die Rolle aussuchen, die er oder sie
einnehmen möchte. Wie sie sich entscheiden ist egal, aber wir möchten
vermitteln, dass die Rollenverteilung beim Tanzen nicht „naturgegeben“
ist. Bevor aber Mann oder Frau sich entscheiden muss noch geklärt
werden, welche Aufgaben jeder Rolle zugeschrieben werden:
Die Führenden:
Die Führenden sind die Bestimmer oder um es schöner zu sagen: die „Überrascher“. Sie dürfen entscheiden welche Figur wann getanzt wird. Sie können den Rhythmus variieren und die Richtung vorgeben. Sie tragen Verantwortung für sich und den Menschen vor sich. Sie behalten das Umfeld und den Raum im Blick um Kollisionen mit zum Beispiel anderen Paaren zu verhindern.
Führen heißt die eigenen Arme und Beine zu koordinieren und den Menschen vor sich in Bewegung zu halten. Das bedeutet sich zu überlegen, welche Schritte als nächstes getanzt werden, während man noch eine andere Figur tanzt. Signale müssen rechtzeitig gesendet werden, damit der Partner/die Partnerin darauf reagieren kann. Führungsimpulse sind kleine Bewegungen, die man als Beobachter nicht erkennt, aber die für die Folgenden leicht spürbar und verständlich sind.
Und das alles im Takt.
Die Folgenden
Die Folgenden müssen weniger denken, aber aufmerksam sein und reagieren. Diese Rolle, auch wenn es zunächst so erscheint, ist keine passive Rolle. Sie müssen die Führenden beobachten und Signale und Impulse wahrnehmen und schnell reagieren. Das heißt sich selbsttätig bewegen. Die Führenden geben die Richtung nur vor, aber den Weg muss der Partner/die Partnerin allein gehen oder eben tanzen. Damit ein Impuls aufgenommen und umgesetzt werden kann, brauch es eine gewisse Stabilität. Jeder Tänzer/Jede Tänzerin steht auf eigenen Beinen und hält sich selbst in Balance. Je stabiler jeder in sich ist, desto schneller kann die Bewegung nach dem Impuls umgesetzt werden.
Ein anderer wichtiger Punkt im gemeinsamen Tanzen ist Vertrauen zu den Führenden zu haben. Sich auf die Führung einzulassen und, sozusagen blind vertrauen und ihm/ihr folgen. Eine weitere Aufgabe und mit die größte Herausforderung ist geduldig zu sein. Seinem Gegenüber die Zeit zu geben, die er oder sie braucht um alle Aufgaben umzusetzen.
Es ist deine Entscheidung
Nun gilt es sich zu entscheiden. Wer von beiden übernimmt die Aufgabe der Führenden und wer übernimmt die Aufgaben der Folgenden? Das Paar muss sich untereinander einigen. Jede Rolle muss einmal besetzt werden, denn zwei Führende würden nur kämpfen und wenn zwei Folgende sich gegenüberstehen, passiert nichts. Wenn reden nicht hilft, kann man eine Münze werfen, „Schnick, Schnack, Schnuck“ spielen oder es einfach ausprobieren.
Manchmal kommt es vor, dass Tanzpaare mit einer Rolle unzufrieden sind. Menschen die führen sollen/wollten sind überfordern und der Tanzpartner/die Tanzpartnerin gegenüber langweilt sich und versteht nicht, warum er/sie das nicht hinbekommt. Warum also nicht die Rollen tauschen und die andere Rolle lernen und genießen?
Uns ist es wichtig, dass die Paare gerne Tanzen und die Zeit im Kurs zusammen genießen. Es soll kein Kampf mit sich selbst und auch keiner miteinander sein. Nur so entwickelt sich ein harmonisches Tanzpaar. Ob das zwei Männer oder zwei Frauen sind, eine Frau mit einem Mann tanzt oder ein Mann mit einer Frau, spielt keine Rolle und spiegelt keine sexuelle Orientierung wieder. Das traditionelle Bild eines Tanzpaares ist mit der heutigen Zeit nicht zu vergleichen.